Erklärung der Reflexe

Jeder einzelne Reflex wird erklärt

Frühkindliche Reflexe können zu einem der unten aufgeführten Symptome führen. Wir weisen darauf hin, dass diese Information hauptsächlich als Leitfaden für Schulungszwecke gedacht ist. Sie sollte nicht zur Diagnosestellung verwendet werden. Bitte suchen Sie einen medizinisch ausgebildeten Fachmann auf, um eine gründliche Bewertung Ihrer Krankengeschichte, der Anzeichen und Symptome zu erhalten.

 

Angst-Starre-Reflex

Wenn dieser Reflex erhalten bleibt, äußert er sich durch Ablehnung oder Zurückhaltung und Angst vor neuen Situationen. Die Ablehnung ist nicht immer still – es kann sein, dass sich die Angst mit Schreien äußert.
Der persistierende Angst-Starre-Reflex kann zu einem der unten aufgeführten Symptome führen:

  • Verringerte Stresstoleranz
  • Übertriebene Ängstlichkeit
  • Überempfindlichkeit gegen Berührungen, Töne, sichtbare Veränderungen
  • Ablehnung von Veränderungen oder Überraschungen
  • Schlechte Fähigkeit, sich anzupassen
  • Müdigkeit
  • Stockender Atem
  • Angst, sich lächerlich zu machen
  • Unsicherheit, mangelndes Selbstvertrauen
  • Übermäßig anhänglich oder eventuell nicht fähig, Zuneigung zu akzeptieren oder Zuneigung offen zu zeigen
  • Zwanghafte Züge / zwanghafte Gestörtheit
  • Negativistische, zerstörerische Züge
  • Will nichts Neues ausprobieren, vor allem, wenn es Vergleiche oder hohe Erwartungen gibt
  • Unbeherrschte Wutanfälle
  • Bewegungsunfähigkeit bei Stress – kann nicht gleichzeitig denken und handeln

 

 

Moro-Reflex

Das Gehirn des Neugeborenen ist noch nicht entwickelt genug, um eine rationale Entscheidung darüber zu fällen, was gefährlich ist und was nicht. Daher schützt es sich mit einem unfreiwilligen Reflex “für alle Gelegenheiten”. Er besteht aus einer Reihe von körperlichen und hormonellen Ereignissen, die für die meisten Situationen ausreichen.

Der Reflex wird ausgelöst, wenn einer der Sinne des Babys eine übermäßige Information empfängt. Das kann beispielsweise ein lautes Geräusch sein, helles Licht, eine plötzliche grobe Berührung oder eine Veränderung der Lage, die den Gleichgewichts-Mechanismus betrifft, wie z. B. fallen oder kippen.

Es ist die früheste Form der Adrenalin-gesteuerten “Kampf oder Flucht-Reaktion”. Diese Reaktion dient der Vorbereitung auf Kämpfen oder Weglaufen. Wenn der Reflex nicht integriert wird, führt er zu Hyperaktivität.

Da die Nebennieren einen Großteil unseres Immunsystems bilden, kann die ständige Aktivität zu einer Ermüdung der Nebennieren führen und in der Folge Asthma, Allergien und chronische Krankheiten auslösen.
Ein persistierender Moro Reflex kann zu folgenden Symptomen führen:

  • Überempfindlichkeit gegenüber plötzlichen Geräuschen, Licht oder Bewegung
  • Schwierigkeiten mit neuen oder aufregenden Erfahrungen
  • Impulsives Verhalten
  • Ablenkbarkeit, muss auf alles achten
  • Ängstlichkeit, vor allem Angst, sich auf etwas zu freuen
  • Emotionale und soziale Unreife
  • Empfindlichkeit gegenüber Lebensmitteln und Zusatzstoffen
  • Unangebrachtes Verhalten
  • Hyperaktivität
  • Ermüdung der Nebennieren, führt zu Allergien, Asthma oder chronischen Erkrankungen

 

 

Kindlicher Saug-Schluck-Reflex

Der persistierende kindliche Saug-Schluck-Reflex kann zu folgenden Symptomen führen:

  • Sprach- und Ausdrucksprobleme
  • Schwierigkeiten beim Schlucken und Kauen
  • Schwierigkeiten beim Sprechen und gleichzeitigen manuellen Handlungen
  • Unfreiwillige Zungen- oder Mundbewegungen beim Schreiben oder Zeichnen
  • Schlechte manuelle Geschicklichkeit, besonders beim Kauen oder Sprechen
  • Zahnstellungsprobleme machen zahnärztliche Eingriffe nötig

 

 

Such-Reflex

Eine leichte Berührung der Wange oder der Lippen führt dazu, dass ein Baby seinen Kopf in Richtung der Berührung dreht, seinen Mund öffnet und die Zunge hervorstreckt, um sich auf das Saugen vorzubereiten. Der Reflex hilft dem Baby, die Brustwarze in den Mund zu saugen.
Der persistierende Such-Reflex kann zu folgenden Symptomen führen:

  • Überempfindlichkeit um Lippen und Mund herum
  • Die Zunge sitzt ganz vorn im Mund
  • Sabbern
  • Probleme mit dem Sprechen
  • Schlechte manuelle Geschicklichkeit während des Sprechens
  • Hormonelle Schwankungen

 

 

Hand- und Fuß-Greifreflex

Dieser Reflex bewegt die Hände, während das Baby an der Brust saugt. Durch ihn werden auch die Muskelkontraktionen am Mund ausgelöst, wenn ein Teil der Hand stimuliert wird. Dieser Reflex sollte ab dem dritten Lebensmonat integriert werden.
Ein persistierender Hand- und Fuß-Greifreflex kann zu folgenden Symptomen führen:

  • Öffnen und Schließen des Mundes bei einem Kind, das eine Schere benutzt
  • Kinder, die andere Kinder beißen
  • Schwierigkeiten beim Lernen, ein Besteck zu benutzen
  • Fester Griff um den Stift
  • Spannung in den Gesichtsmuskeln, die zum Stottern führen können
  • Die Kiefer zusammenpressen, während das Lenkrad umklammert wird

 

 

Palmar-Reflex

Wird die Hand berührt, beugen sich die drei kleinen Finger in Richtung der Handfläche, um zu greifen. Dieser Reflex muss integriert werden, damit ein normales Halten zwischen Daumen und Fingern möglich ist.

Wenn der Reflex fortdauert, haben diese Kinder oft eine schlechte Handschrift, aber noch wichtiger ist ihre geringe Fähigkeit, Ideen zu verarbeiten und sie dann aufzuschreiben. Das heißt, Wörter abschreiben ist einfach, aber diktierte Wörter in der richtigen Schreibweise wiederzugeben ist schwierig bis chaotisch.

Bei der Koordination komplizierter Fingerbewegungen können andere Muskeln nicht koordiniert werden. So kann das Kind während solcher Aufgaben wie Klavierspielen oder Modellbau unerwartet hinfallen.
Bei Erwachsenen hört man oft die Beschwerde “mein Rücken tut weh, wenn ich vor meinem Computer sitze” (beim Tippen sind unabhängige Fingerbewegungen nötig).
Ein Persistieren des Palmar-Reflexes kann zu folgenden Symptomen führen:

  • Verminderte Bewegungsfähigkeit und manuelle Geschicklichkeit
  • Unangemessenes Umklammern des Stifts und schlechte Handschrift
  • Schlechte Haltung beim Klavierspielen oder beim Arbeiten mit den Händen
  • Schwierigkeiten, Ideen zu Papier zu bringen
  • Schlechte Haltung oder Rückenschmerzen während der Arbeit am Tisch oder am Computer

 

 

Plantar-Reflex

Der Plantar-Reflex funktioniert ähnlich wie der Palmar-Reflex. Beim Streichen oder Drücken auf die Fußsohle wird der Fuß gekrümmt und die Zehen versuchen zu greifen, was den Fuß berührt.
Ein Persistieren des Plantar-Reflexes kann zu folgenden Symptomen führen:

  • Schwierigkeiten beim Laufen lernen
  • Linkisches Rennen
  • Schlechte Balance
  • Kinder rollen die Zehen beim Schuhe anziehen ein, was zu Problemen führt, den Fuß in den Schuh zu bekommen.
  • Probleme bei Sportarten, wo beim Laufen Balance und Koordination verlangt werden
  • Schmerzen im unteren Rücken beim Gehen und/oder Stehen
  • Schienbein-Schmerzen
  • Häufiges Umknicken im Knöchel
  • Beim Gehen im Dunklen ist der Sehsinn nicht in der Lage, die Balance zu unterstützen.

 

 

Asymmetrischer Tonischer Nacken-Reflex

Wenn ein Neugeborenes seinen Kopf zur Seite dreht, strecken sich Arm und Bein auf der Seite, zu der der Kopf gedreht ist, und der Arm und das Bein auf der Gegenseite werden angezogen. Der Reflex sollte bei Geburt voll ausgebildet sein und scheint dem Baby zu helfen, aktiv am Geburtsvorgang teilzunehmen.
Bei der Neugeborenen-Ausprägung des ATNR bewegt sich die Hand in Verbindung mit dem Kopf. Diese Verbindung zwischen Greifen und Sehen hilft bei der Entfernungserkennung und bei der Hand-Augen Koordination. Wenn der Reflex persistiert, werden Hand und Auge sich zusammen bewegen. Das erschwert es, gleichzeitig zur Tafel zu schauen und dabei zu schreiben. Beim Gehen führt eine Drehung des Kopfes zu einer Streckung des Armes und Beines derselben Seite, was die Balance und eine normale Gehbewegung stört.
Sich auf die Hand zu konzentrieren führt dazu, andere Muskeln zu schwächen. Dies beeinflusst die Möglichkeit, einen Ball zu fangen, und stört bei anderen sportlichen Aktivitäten.
In den ersten Monaten verhindert der ATNR das Schauen nach Dingen, die die Aufmerksamkeit erregen. Dauert dieser Reflex fort, wird das Kind oder später der Erwachsene nicht leicht durch etwas abgelenkt, was seine Aufmerksamkeit erregt.
Ein persistierender ATNR kann zu folgenden Symptomen führen:

  • Probleme bei der Hand-Augen Koordination
  • Schlechte Handschrift
  • Ungeschicktes Halten des Stifts
  • Schwierigkeiten, von der Tafel abzuschreiben
  • Zeilen überlesen beim Lesen
  • Schwierigkeiten, einen Ball zu fangen
  • Unfähig, die senkrechte Mittellinie zu kreuzen (z. B. findet es ein rechtshändiges Kind schwierig, auf der linken Seite des Blattes zu schreiben)
  • Unterschied zwischen mündlicher und schriftlicher Leistung
  • Stört die Entwicklung des kontrollierten Sehens (nötig zum Lesen und Schreiben)
  • Das Gleichgewicht kann gestört sein
  • Der Gleichklang beider Körperseiten (Symmetrie) kann schlecht sein
  • Schwierigkeiten in der Entwicklung von dominanter Hand, dominantem Auge oder Ohr
  • Die Entfernungseinschätzung kann beeinflusst sein
  • Schlecht im Sport
  • Beim Erwachsenen können chronische Schulter- und/oder Nackenprobleme auftreten

 

 

 Tonischer Labyrinth-Reflex

Der TLR betrifft das vestibuläre System (Gleichgewichtssinn und räumliche Orientierung) und sein Zusammenspiel mit anderen Sinnen und daher mit der Balance.
Das Kind, das einen persistierenden TLR hat, wenn es beginnt, laufen zu lernen, wird nicht richtig stehen und sicher laufen können und wird Probleme mit der räumlichen Orientierung und mit der richtigen Einschätzung von Entfernungen, Tiefen und Geschwindigkeiten haben.

Es gibt drei getrennte Korrekturen der TLR. Eine hilft bei der Konzentration während des Arbeitens am Schreibtisch und bewahrt vor dem Krummsitzen. Eine andere hilft dem Körper, Bewegungen zu koordinieren, um sich schneller zu bewegen. Sehr oft wird beobachtet, dass ein Patient seine persönliche Bestzeit verbessert, nachdem diese Korrektur vorgenommen wurde.
Auf einen persistierenden Tonischen Labyrinth-Reflex können folgende Beobachtungen zurückgeführt werden:

  • Ein “weichliches” Kind
  • Schlechte Balance
  • Reisekrankheit
  • Orientierung und räumliche Schwierigkeiten
  • Probleme mit dem Sehen
  • Probleme mit der räumlichen Orientierung und mit der richtigen Einschätzung von Entfernungen, Tiefen und Geschwindigkeiten
  • Schlechte Konzentration
  • Ermüdung während dem Lesen oder beim Lernen/Studieren am Tisch
  • Schlechte Haltung beim Sitzen an einem Schreibtisch
  • Schwierigkeiten bei der Koordination von Bewegungen
  • Leistungen im Sport unterhalb der Fähigkeiten

 

 

Schreit-Reflex und Fersen-Reflex

Unsere Körper verändern unsere Halte-Muskeln je nachdem, ob wir mit unserem Gewicht über den Zehen oder über den Fersen stehen. Diese beiden Reflexe (Schreit- und Steig-Reflex) tragen zur Spannung der Unterschenkelmuskeln bei, um eine bessere Fußgelenk-Beweglichkeit zu ermöglichen. So schafft es der Körper, genau die ideale Körperhaltung einzunehmen, die mit dem Bild von der Umwelt übereinstimmt.
Den größten Teil der Informationen über unsere Umwelt nehmen wir mit den Augen auf. Daher hat die Stellung des Kopfes (leicht nach vorn oder nach hinten) einen enormen Einfluss auf unsere Haltung. Diese beiden Reflexe schaffen den Ausgleich zwischen den Informationen, die wir über die Augen bekommen und der Rückmeldung von der Stellung der Füße. Die Symptome des Persistierens sind unten aufgelistet. Interessant jedoch ist, dass viele Menschen beide Reflexe persistierend haben.
Eine Persistenz des Schreit-Reflexes kann zu folgenden Symptomen führen:

  • Zehengang – “Laufen wie ein Strauß”
  • Dünne Wadenmuskulatur
  • Schlechte Balance und Muskelkontrolle
  • Fuß- und Fußgelenkprobleme mit Schmerzen und Funktionsstörungen
  • Häufige Muskelfaserrisse und Probleme im mittleren und unteren Rücken
  • Probleme mit dem Sehen aufgrund einer veränderten Wahrnehmung des Horizonts – der Kopf kippt nach vorne und die Augen schauen nach oben

Ein persistierenderFersen-Reflex kann folgende Symptome auslösen:

  • Laufen mit schwerer Ferse – “Laufen wie ein Baby-Elefant”
  • Fersenschmerzen
  • Entzündung der Achillessehne
  • Schienbeinprobleme
  • Schlechte Rückenstabilität
  • Gleichgewichtsprobleme
  • Sehprobleme aufgrund einer veränderten Wahrnehmung des Horizonts – – der Kopf kippt nach hinten und die Augen schauen nach unten

 

 

Sagittaler Tonischer Nacken-Reflex – STNR

Der STNR beginnt sich bei normaler Entwicklung zwischen dem 8. bis 11. Monat zu zeigen. Er zeigt den Beginn des Krabbelalters an; die Babys beginnen, auf Händen und Knien zu krabbeln.
Fehlende STNR können folgende Symptome bedingen:

  • Das Kind krabbelt später als normal
  • Schlechte Hand-Augen-Koordination
  • Affenähnliches Lauf-Muster
  • Tendenz, an einem Schreibtisch krumm zu sitzen aufgrund der mangelnden Muskelspannung, speziell der Rückenmuskulatur
  • Die Augen ermüden beim Scharfstellen auf nahe Objekte schneller als bei weiter weg liegenden Objekten (Abschreiben von der Tafel kann langsam und langwierig sein, so versäumt das Kind wichtige Informationen in der Klasse).
  • Tendenz zur Weitsichtigkeit
  • Schlechte Organisations- und Planungseigenschaften

 

 

Suprapubischer Reflex

Der Suprapubische Reflex ist bei Geburt vorhanden. Der Reflex wird ausgelöst, wenn das Baby einen Druck auf die Schambeinknochen verspürt. Es reagiert mit einem Kippen des Beckens nach vorn, beide Beine werden gestreckt. Wenn die Haut über dem Schambein fest berührt wird, kippt eine Hüfte nach hinten und die andere nach vorn. Das umgekehrte Muster kann am Oberkörper beobachtet werden, sodass das Baby fähig ist zu krabbeln, bevor der STNR aktiviert wird, damit es dann seine Arme und Beine streckt, um auf allen Vieren gehen zu können.
Ein persistierender Suprapubischer Reflex kann zu folgenden Symptomen führen:

  • Blasenprobleme
  • Beckenbodenprobleme
  • Schwankungen des Blutzuckergehalts
  • Schwankungen im hormonellen System
  • Kann das Laufmuster und die Haltung beeinflussen
  • Wiederkehrende Schwierigkeiten in Knöcheln, Hüften und Schultern

 

 

Wirbelsäulen-Reflex

Streicht man bei Neugeborenen über den unteren Rücken auf einer Seite der Wirbelsäule, so biegt sich die Lendenwirbelsäule auf dieser Seite nach hinten. Es scheint sich um eine aktive Rolle während der Geburt zu handeln; mit den Bewegungen der Hüfte hilft das Baby, sich seinen Weg durch den Geburtskanal zu bahnen.
Eine gleichzeitige Stimulation an beiden Seiten abwärts aktiviert einen ähnlichen Reflex, der Urinieren hervorruft.
Wenn der Wirbelsäulen-Reflex fortbesteht, kann er jederzeit durch leichten Druck auf die untere Rückenregion ausgelöst werden und verursacht eine unkontrollierbare Bewegung der Wirbelsäule.
Eine Reizung durch die Bettdecke kann den damit verbundenen Urinier-Reflex auslösen, was Bettnässen verursacht, auch wenn das Kind schon lange allein auf die Toilette gehen kann.
Ein persistierender Wirbelsäulen-Reflex kann zu folgenden Symptomen führen:

  • Unfähigkeit, still zu sitzen (“Ameisen im Hintern”) – ein Kind, das zappelt, sich ständig bewegt und seine Körperhaltung ändert
  • Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprobleme
  • Schwierigkeit, beim normalen Gehen den Gang zu koordinieren
  • Schlechte Kontrolle über die Blase (Bettnässen ist weit verbreitet)
  • Kann zur Entwicklung der Skoliose (Verkrümmung) der Wirbelsäule beitragen
  • Ungeschicktheit beim Versuch, Gegenstände zu bearbeiten
  • Kann die Geschicklichkeit und Mobilität bei körperlichen Aktivitäten oder Sport beeinflussen.